Ausgabe 6/2014

    Update: 630 Stellen weg

    Giesecke & Devrient

    Update: 630 Stellen weg

    16.12.2014

    Von Helma Nehrlich

    Die Dezember-Ausgabe von DRUCK+PAPIER war bereits in Druck, als die Geschäftsführung von Giesecke & Devrient am 11. Dezember 2014 die Belegschaft in München darüber informierte, dass 630 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren sollen. Betroffen ist vor allem der Banknotendruck in München, der mit der dortigen Druckerei zum Jahresende 2015 komplett stillgelegt werden soll. Der Produktionsstandort sei „nicht wirtschaftlich“. Zusätzlich sind Verlagerungen geplant, etwa die des Dienstleistungszentrums zur Kartenpersonalisierung oder die Produktion von Banknotensicherheitssystemen. Die Rede ist von 150 Arbeitsplätzen.

    Für den Standort München bedeutet das Kahlschlag. Die Belegschaft wird von etwa 2.400 auf etwa 1.700 Mitarbeiter reduziert. „Wir sehen es als unsoziales Verhalten, eine derartige einschneidende Maßnahme zu beschließen und kurz vor Weihnachten den Betroffenen auf den Gabentisch zu legen", erklärte Karl-Heinz Kaschel-Arnold von ver.di Bayern.
Weder der Betriebsrat noch ver.di wurden vorab informiert, sondern vom Ausmaß des geplanten Personalabbaus völlig überrascht. Gesetzliche Informations- und Beratungspflichten gegenüber der Interessenvertretung hat die Geschäftsleitung grob verletzt. „Ein solcher Umgang mit dem Schicksal von 600 Menschen und ihren Familien ist skandalös“, kritisiert Kaschel-Arnold. ver.di werde mit den Mitgliedern und dem Betriebsrat beraten, wie mit dieser Entscheidung umgegangen werden soll. Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber gebe es bisher nicht.

    Gieseke & Devrient haben betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Es wäre der erste derart massive Stellenabbau in der über 160-jährigen Geschichte des Traditionsunternehmens, das sich inzwischen als weltweit aufgestellter Technologiekonzern bezeichnet.

    Hintergrund des jetzigen „Kostensenkungsprogramms“ ist auch eine Entwicklung, vor der ver.di und Beschäftigte der deutschen Wertpapierdruckereien schon seit Jahren warnen: Banknotendruck wird hierzulande durch die Deutsche Bundesbank nicht frei vergeben, sondern europaweit ausgeschrieben. Viele europäische Länder handhaben dies anders. Zwar haben sich deutsche Unternehmen, etwa auch die Bundesdruckerei, in Sachen Sicherheits- und Drucktechnik von Banknoten bestens aufgestellt, werden aber regelmäßig von ausländischen Wettbewerbern unterboten. Das führte bei Giesecke & Devrient – wo der größte Umsatz nach wie vor im Geldscheindruck erzielt wurde – bereits in den Vorjahren zu Ertragseinbrüchen. Im jetzt angekündigten Stellenabbau sieht Matthias von Fintel, ver.di-Experte beim Bundesvorstand, ein „verheerendes Signal für die Zukunft des Wertpapierdrucks in Deutschland. Eine verlässliche Inlandsnachfrage durch die Bundesbank fehlt einfach. Kleinere Aufträge aus dem Ausland können das nicht kompensieren. Der Bundesbank muss jetzt spätestens deutlich werden, dass ihre Vergabepolitik zur Vernichtung von Arbeitsplätzen am Münchner Standort von G+D beigetragen hat.“