Tarifrunde
Von Michaela Böhm
Die Tarifkommission der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie hat dem Tarifabschluss zugestimmt. Wie aber bewerten die Streikenden den Tarifabschluss? Haben sich die Aktiven mehr erwartet oder sind sie zufrieden? Was sagen die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben? DRUCK+PAPIER hat reingehört.
»Die Streikenden haben den Tarifabschluss durchweg positiv bewertet. Manch einer war angesichts der lang andauernden Blockade der Arbeitgeber überrascht, dass am Ende doch noch fünf Prozent erreicht worden sind. Die Kollegen und Kolleginnen schätzen es besonders, dass sie noch dieses Jahr eine Lohnerhöhung bekommen.«
»Bei uns traut sich noch keiner richtig, sich über den Abschluss zu freuen. Denn hier gilt der Tarifvertrag noch bis Ende des Jahres nur in Nachwirkung. Wir verhandeln zwar mit dem Arbeitgeber, sind aber noch nicht vorangekommen. Natürlich wäre es uns am liebsten, wenn wieder der Flächentarifvertrag gelten würde. Dann würde sich die Belegschaft auch uneingeschränkt über das gute Ergebnis freuen. Die Fünf vor dem Komma, die war wichtig.«
»Die Reaktionen auf den Abschluss sind verhalten. Es gibt immer welche, die unzufrieden sind, vor allem mit der langen Laufzeit von 26 Monaten und den Nullmonaten. Die Mehrheit kann mit dem Abschluss aber gut leben.«
»Ich habe direkt aus den Verhandlungen die zehn wichtigsten aktiven Kolleginnen und Kollegen im Betrieb per SMS über den Verhandlungsstand informiert und berichtet, wie mühsam und schleppend die Annäherung mit dem Arbeitgeberverband passiert. Die wiederum haben die Informationen in die Belegschaft getragen. Insofern waren die Kollegen und Kolleginnen nah dran an dem Geschehen und wussten um die schwierige Gemengelage. Die Belegschaft ist zufrieden mit dem Abschluss und ich auch. Ganz wichtig war die erste Stufe der Lohnerhöhung in diesem Jahr. Sonst hätte ich Prügel bezogen ...«
»Direkt nach dem Tarifabschluss hängte der Juniorchef morgens seinen eigenen Aushang im Betrieb aus. Darin rechnet er vor, was der Abschluss kostet. Wörtlich heißt es darin: ›Diese Kosten müssen wir einsparen. Es werden Arbeitsplätze abgebaut werden.‹ Ob es letztlich drei Arbeitsplätze koste oder alle, läge an der Belegschaft. Sie habe für mehr Geld gestreikt und müsse jetzt auch bereit sein, mehr zu leisten. Die Belegschaft hat den Aushang nicht weiter kommentiert. Wir sind ein kleiner Firmenverbund mit 40 Beschäftigten. Drei Mal haben wir gestreikt, die Hälfte der Belegschaft protestierte vor dem Tor, bei Weitem nicht nur ver.di-Mitglieder. Eine kleine Delegation ist auch zu der Kundgebung nach Frankfurt-Höchst vors Verhandlungslokal gekommen. Die Mehrheit ist zufrieden mit dem Abschluss, ein Kollege war allerdings verärgert über die Kluft zwischen Forderung und Abschluss.«